Mostisaison 2020
Wie wohl für jeden Verein bedeutete die aktuelle Corona-Situation auch für den Fledermostiverein eine massive Einschränkung für das Vereinsleben im vergangenen Jahr. Insbesondere der gesellige Teil wurde vollumfänglich verunmöglicht. Somit beschränkten sich die Aktivitäten rund um die Fledermosti praktisch ausschliesslich auf das Kerngeschäft, den Mostibetrieb. Unser Vereinsjahr war also geprägt von der Herstellung des süssen Fruchtsafts und einigen, teils aufwändigen Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten. Auf die Durchführung der Generalversammlung sowie auf das Mostifest im Herbst mussten wir verzichten. Rein «betrieblich» können wir auf eine ergiebige und ausgefüllte Mostisaison 2020 zurückblicken. Gesamthaft konnten wir beinahe 30‘000 Liter Süssmost produzieren und grösstenteils frischgepresst oder pasteurisiert den Obstproduzenten übergeben. Unser Mostilädeli war erfreulich gut besucht und die zahlreichen Spezialitäten rund um den Apfel, aber auch selbstgemachte Produkte aus anderen Früchten fanden guten Anklang. Der jeweils nach dem Mosten zum Verkauf bereitgestellte Frischmost verblieb nicht im Tank und gehörte wohl zu manchem Essen rund um Hellikon dazu. Das Herzstück unseres Vereins, die Packpresse aus dem Jahr 1949, leistete uns gute und fast immer zuverlässige Dienste. An das hin und wieder vorkommende Abrutschen der Transmissionsriemen haben wir uns schon fast ein bisschen gewöhnt und mit einigen Handgriffen kann der Betrieb nach einer solchen Panne jeweils weitergehen. Anders sah es jedoch an jenem, vom Mostimeister Ernst mit Aufträgen vollgepackten, Mosti-Donnerstag im September aus. Eine Klasse der Primarschule Wegenstetten besuchte die Mosti um selbst aufgelesene Äpfel zu mosten und somit beim Znüni im Mostistübli den eigenen Most trinken zu können. Doch bereits beim zweiten Druck, noch relativ früh am Tag, machte die Packpresse mit lautem Klacken auf sich aufmerksam. Der Lärmpegel wurde immer grösser und die Pressleistung immer kleiner. Mit mulmigem Gefühl in der Magengrube beobachtete die Mosti-Crew das Geschehen, im Wissen darum, dass genau an diesem Tag eigentlich die beachtliche Maximalmenge von fast 1000 Litern in der Stunde gefordert gewesen wäre und eine ganze Schulklasse über die Schulter zuschaute. Nach kurzer Diskussion und dem hoffnungsvollen Versuch, alle Leitungen zu entlüften und somit den Pressvorgang fortsetzen zu können, musste das Vorhaben abgebrochen werden, da sich nach dem Auseinandernehmen des mit Wasser gefüllten Hydraulikzylinders herausstellte, dass der noch aus Leder bestehende Dichtungsring altershalber spröde geworden war und somit dem Druck der Presse nicht mehr standhalten konnte. Während der Mostimeister mit den vor Ort wartenden und den noch für diesen Tag geplanten «Kunden» Kontakt aufnehmen, den Verzug erklären und ein neues Zeitmanagement aufstellen musste, versuchte die restliche Belegschaft mit Hochdruck die Ledermanschette aus der Hülse zu entfernen. Nachdem dieser Kraftakt gelungen war, zeigte sich, dass der noch vorhandene Ersatzdichtungsring um Haaresbreite zu gross war und sich somit nicht in die vorgesehene Nut des Zylinders einfügen liess.
«Wenn Gewalt nicht hilft, hilft noch mehr Gewalt»
führte nicht zum Ziel und wir mussten einsehen, dass dieses Teil nicht würde verwendet werden können. Viele Telefonate und Rücksprachen später, konnte uns unser Vereinsmitglied Reto mit einer auf wundersame Weise hervorgezauberten Lederdichtung aus der Patsche helfen. Bis heute wissen wir nicht, welches andere Gerät ab diesem Moment nicht mehr funktionierte, weil eine Dichtung fehlte, aber wir konnten das passende Teil einbauen und mit mehreren Stunden Verspätung den Mostibetrieb wieder aufnehmen. Dank vollem Engagement der Moster und dem grossen Verständnis und Entgegenkommen der Obstproduzenten, konnten wir das Tagessoll weit nach Einbruch der Nacht doch noch erreichen. Die Schüler aus dem Tal konnten doch zumindest ihre Äpfel mosten und, etwas früher als eigentlich geplant, den eigenen Most zum Znüni verköstigen. Unter nicht mehr ganz so hektischen Umständen mussten im Herbst 2020 auch noch das Druckventil der Presse und die Mostpumpe revidiert werden. Für die kommende Saison sind wir also wieder bestens gerüstet. Im Weiteren ist der Mostiverein mit der Unterzeichnung der Partnerschaftsvereinbarung, neu Teil des Juraparks Aargau, und kann so bei der Förderung der regionalen Aufwertung mitwirken. Erfreulicherweise wurde unser Fledermost bereits in verschiedenen Verkaufsstellen in Hellikon und im Tal in das Produktesortiment aufgenommen. Wie dieser kurze Abriss zeigt, war es dem Mostiverein also auch in diesem speziellen Jahr nicht etwa langweilig. Trotzdem hoffen wir sehr, dass im nächsten Jahr die Geselligkeit wieder gelebt und unsere Anlässe durchgeführt werden können. Wir freuen uns auf viele Aufträge, viele Besuche in der Mosti und viele Liter frischen Fledermost.