Jahresbericht 2022
Geschätzte Ehrenmitglieder, werte Mitglieder
Es freut mich ausserordentlich, dass ich nach Jahren der pandemiebedingten Schriftlichkeiten den Jahresbericht 2022 persönlich präsentieren darf. Gerne nütze ich diese erste physisch stattfindende Mitgliederversammlung, um den Mostiverein und das Herzstück desselben, die Mosti in der heutigen Konstellation vorzustellen.
Die mit Wasserkraft betriebene «Fledermosti» hat den Betrieb im Jahr 2017 wieder aufgenommen. Am gleichen Ort wurde schon 1899 gemostet.
Die Mosterei in Hellikon, die mit Wasserkraft betrieben wird, hat eine beeindruckende Kapazität von 1000 Litern pro Stunde. Das bedeutet, dass in kurzer Zeit große Mengen an Äpfeln verarbeiten werden können, um hochwertigen Most herzustellen. Die Packpresse, die bei dieser Mosterei verwendet wird und mit einem aktuellen Maximaldruck von 300 Bar arbeitet, hat eine Ausbeute von 80 Prozent. Dies bedeutet, dass ein Grossteil des in den Äpfeln vorhandenen Safts gewonnen werden kann und somit der entstehende Rest, genannt «Trasch» relativ trocken ist. Dieser Rest wird als Tierergänzungsfutter verwendet, muss also nicht entsorgt werden. Auch wenn die Mosti auf den Betrieb mit Wasserkraft ausgelegt ist, ist es aus Effizienzgründen so, dass die eigentliche Presse sowie die Reibe, also der Mechanismus, welcher das Obst zerkleinert, mit Elektromotoren betrieben werden. Der «Elevator», also die Schalen, welche das Obst in die Reibe befördern wird mit reiner Wasserkraft betrieben und nur bei extremer Wasserknappheit müssen die Transmissionsriemen ebenfalls auf die Elektromotoren umgespannt werden.
Beim Pressvorgang wird Wasser in einen Zylinder gedrückt, welcher die darauf ruhende Wanne mit dem zerkleinerten Obst gegen ein Widerlager oberhalb des Zylinders gepresst. Die Mechanik wurde zu Teilen immer wieder revidiert, wobei die Schwierigkeit in der Beschaffung der Ersatzteile liegt.
Auch wenn die Presse relativ zuverlässig funktioniert, sind doch die anpackenden Hände der Schlüssel zur Gewinnung von feinem Apfelmost. In einem Arbeitsgang werden die Äpfel aus dem Gebinde via Elevator in die Reibe befördert, dort zerkleinert und dann portionengerecht in Tücher verpackt. Diese werden in der Wanne geschichtet und im Anschluss gepresst. Durch das eingespielte Team des Mostivereins gleicht der Arbeitsgang einem Bienenhaus, in welchem jeder Handgriff sitzt und meist keine Absprachen mehr nötig sind. Dadurch bleibt Platz für den einen oder anderen, nicht immer ganz ernst gemeinten, Kommentar zwischen den Arbeitenden.
Nachdem der Sägereibetrieb Siedler eingestellt wurde, lag die Mosti brach und wurde wie bereits erwähnt im Jahr 2017 durch den Mostiverein wieder zum Leben erweckt. Der Verein Fledermosti Hellikon leistet einen Beitrag zur Erhaltung der traditionellen Mostianlage, der örtlichen Verwertung von Obst, der Herstellung von regionalen Produkten und nicht zuletzt zur Förderung von Hochstamm-Apfelbäumen. Auch die seltenen Fledermäuse profitieren von dieser Arbeit, da ihre Nahrungsquellen erweitert und gesichert werden können. So stehen sie sicher auch gerne als Namensgeber zur Verfügung. Seit 2020 ist der Verein Mitglied des Juraparks und unterstützt somit dessen Bemühungen in der Umsetzung eines Netzwerks zur Attraktivitätssteigerung der Parkregionen.
Die Mosti wird dem Verein durch die Besitzerfamilie Sidler zur Verfügung gestellt und im Laufe der letzten Jahre konnten wir kleine aber feine Erweiterungen realisieren. So entstand aus dem Standort der Gatter-Säge das Mostistübli, in welchem wir uns aktuell befinden. Ebenso konnten wir eine eigene Toilette einbauen und unser «Beizli» mit einem Waschbecken versehen und in der Folge für geeignete Anlässe zur Verfügung stellen.
Die konkrete Ausrichtung des Vereins dient der Erhaltung und dem Betrieb der Mosti, der finanzielle Überschuss aus der Mostproduktion und dem Verkauf von Most ist der Verein gewillt, in anfallende Reparaturarbeiten an der Mosti und der gesamten Infrastruktur zu verwenden.
Ein Teil dieser Instandhaltungsarbeiten stellt auch die Pflege des Bach-Zuflusses in die Mosti dar. Das «Wuehr» muss im Zweijahresrhythmus von Ablagerungen befreit und die Hecken müssen zurückgeschnitten werden. Die letzten beiden Jahre konnten wir Dank der personellen und maschinellen Unterstützung von Achim, Chrigel und Fabio diesen Vorgang effizienter und für alle schonender gestalten.
Aufgrund des grossen Aufwands und der Planungsunsicherheit wurde das in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzverein Hellikon ins Leben gerufene «Mostifäscht» nicht mehr durchgeführt.
Der Vorstand setzt sich aktuell aus den folgenden Personen zusammen, welche ihre Funktionen mit grosser Hingabe erfüllen:
Martin Rohrer, Präsident
Amandus Brogle, Vizepräsident
Gabi Sidler, Kassierin
Daniela Rohrer, Aktuarin und zuständig für die Werbung
Ernst Schlienger, Mostimeister und gute Seele der Mosti
Für den Betrieb der Mosti während der Saison dürfen wir auf die stete Unterstützung von Fritz Brogli und immer wieder von Thomas Rohrer und Hanspeter Hürbin zählen.
Das vergangene Vereinsjahr verlief technisch ohne markante Probleme. Wir konnten in der Mostisaisen 2022 gesamthaft 13’000 Liter Most produzieren und nach dem Pasteurisieren bei Roland Meyer 1260 Liter Most in Eigenregie verkaufen.
Das Mostilädeli war eine begehrte Möglichkeit, sich mit Most und anderen Leckereien aus dem Apfel zu versorgen. Reparaturen mussten keine geleistet werden haben sich auch nicht augenscheinlich angemeldet.
Aufgrund des im Raum stehenden möglichen Besitzerwechsels des gesamten Sägereiareals und somit auch der Fledermosti, ist der Vorstand bemüht, die Investitionen im Verhältnis zur Länge der möglichen Betriebsdauer zu gestalten.
Abschliessend bedanke ich mich bei meinen Vorstandskolleginnen und -kollegen für den unermüdlichen Einsatz während des Jahres und die sehr angenehme und stets konstruktive Zusammenarbeit herzlich.
Einen grossen Dank richte ich an Fritz Brogli für die Bereitschaft, den Verein, ohne viele Worte aber mit Rat und Tat zu unterstützen und auch in hektischen Situationen und bei allen Macken der Mosti die Ruhe zu bewahren.
Unseren «Aushilfen» Thomas Rohrer und Hanspeter Hürbin danke ich für die Flexibilität spontan das Mostiteam zu verstärken und, insbesondere Hanspeter, welcher bei baulichen Massnahmen mit Fachwissen und Tatkraft zur Verfügung steht.
Nicht zuletzt bedanke ich mich bei den anwesenden Mitgliedern für ihre Treue, das durch die Anwesenheit heute bekundete Interesse am Verein und für die Aufmerksamkeit.
Ich habe geschlossen.
Martin Rohrer, Präsident